Vorwort

Anhand der bislang veröffentlichten Beiträge zum vorbildgerechten Gleisbau ist zu erkennen, daß zwar in den Einzelheiten der Gleise und Weichen kaum noch etwas verbessert werden kann, aber im Zusammenhang mit den besonderen Eigenschaften des Gleis- und Weichensystems der deutschen Staatsbahnen, der Gleisgeometrie und der Fahrdynamik stehen die Veröffentlichungen erst am Anfang. Und genau hierfür ist MODELLGLEIS und das Gleissystem S21 geradezu ideal.

Aus über zehnjähriger Berufserfahrung in der Einmessung von Gleisen und Weichen aus den Jahren um 1960 bis um 1980 und Gleisplanung und Gleisberechnung für die DB-AG, von der Nebenbahn bis zur ICE-Strecke mit Neigetechnik ist uns das Vorbild bestens bekannt. Sollten Sie an einer individuellen und professionellen Gleisplanung ob Vorbild oder Modell interessiert sein, dann wenden Sie sich bitte an uns.

Auf diesen Seiten werden erläuternd die Bezeichnungen Bahnsinn, Fleischmann, Hegob, Hübner, H0pur, Märklin, Modellwerk, Peco, Piko, Roco und Tillig verwendet. Dies sind eingetragene Markennamen.

Einleitung

Coelbe Innenbogenweiche

Im Vordergrund eine Innenbogenweiche 60-500-1:14 mit 120mm Überhöhung im Stamm- und im Zweiggleis. Bahnhof Cölbe im März 2001.

Im Rahmen der beim Vorbild nur verwendeten Trassierungselemente Gerade, Kreisbogen und Übergangsbogen können Sie mit dem Programm Modellgleis vollkommen freizügig planen und die Planung auf die Anlagenplatte oder auf das Trassenbrett übertragen. Wie beim Vorbild können Sie gerade Weichen beliebig zu Bogenweichen im Kreisbogen und mit Einschränkungen auch im Übergangsbogen verbiegen. Es ist das ideale Programm für flexible Gleise und Weichen. Mit MODELLGLEIS können Sie die Gleise und Weichen genau so planen, wie es beim Vorbild selbstverständlich ist. Sie können aber auch für handelsübliche Stückgleise planen.

Diese Seiten sollen Ihnen aufzeigen, wie die "normalen" Modellbahner (hierzu zählen sich auch die Autoren) mit handelsüblichen Gleisen und Weichen, die Gleisanlage entschieden vorbildgerechter aufbauen können. Der vorbildorientierte Gesamteindruck der Gleise und Weichen läßt sich dann durch die Planung eigentlich nicht mehr steigern.

Zusammen mit den inzwischen angebotenen Vorbildweichen und MODELLGLEIS sind die Freunde des exakten Modellgleisbaus (z.B. mit H0pur o.ä.) eigentlich am Ziel angekommen.

Das leistet das Gleisplanungsprogramm MODELLGLEIS:

  • Die Gleise bestehen, wie beim Vorbild, nur aus Geraden, Kreisbögen und Ãœbergangsbögen.
  • Das Programm MODELLGLEIS kann selbst nach Lösungen der Planungsaufgaben suchen.
  • Mit dem Programm MODELLGLEIS werden, wie beim Vorbild, die Weichen und Kreuzungen flexibel, egal, ob Sie echte Weichen aufbauen, oder flexible Weichen z.B. von Tillig verwenden.
  • Mit dem Programm MODELLGLEIS können Weichenschablonen mit Schwellenlageplan für einfache Weichen und für beliebige im Kreisbogen verbogene Bogenweichen gezeichnet werden. Um S49-Weichen darzustellen, können Doppelschwellen eingefügt werden.
  • Kreuzungen und Kreuzungsweichen können ebenfalls verbogen und mit Schwellenplan gezeichnet werden.
  • Die Planung kann in jedes von Ihrem Drucker unterstützte Papierformat ausgedruckt werden. Ein Gitterkreuz erleichtert das Aneinanderfügen der einzelnen Blätter.

Mehr zum Programm MODELLGLEIS erfahren Sie hier.

S21 - Ein Modellgleissystem für die Ansprüche des Vorbilds

Inzwischen werden von mindestens 3 Anbietern für die Spurweite H0 Bausätze verschiedener Vorbildweichen angeboten. Bei diesen Weichen handelt es sich um S49-Weichen, früher auch Reichsbahnweichen genannt.

Nun könnte doch einfach das gesamte S49-Gleis- und Weichensystem im Modell umgesetzt werden, und alle hätten das ideale, weil vorbildgerechte Gleissystem. Wer sich bei normalen Platzverhältnissen auf Module beschränkt, kann dies tun. Das wäre aber bei einer betriebsorientierten Anlage, die ein Zimmer teilweise oder ganz ausfüllt, nicht mehr möglich. Bei den Veröffentlichungen zu den S49-Weichen im Modell ist aber auch zu erkennen, daß die vielseitigen Möglichkeiten, die das S49-Gleissystem bietet, im Modell kaum umgesetzt werden. Die Zwänge, die es bei der Planung mit den S49-Weichen gibt, werden nur wenig beachtet. Einzelne S49-Weichen ergeben nicht immer einen vorbildgerechten Bahnhof. Es genügt eben nicht, wie gewohnt, je nach Spurweite nur geteilt durch 45, 87 oder 120 zu rechnen.

Das S49-Gleis- und Weichensystem und die daraus entwickelten modernen S54- und UIC60-Weichen sind allen gängigen Modellgleissystemen von Spur 1 bis Z in jeder Hinsicht weit überlegen. Würde die Deutsche Bahn mit den echten Weichen alle Weichenstraßen grundsätzlich so planen, wie es bei den Modellgleisystemen üblich ist, müßte besonders in vielen beengten Bahnhöfen Land hinzugekauft werden oder die Bahnhöfe müßten verlängert werden. Für diese Bahnhöfe kann festgestellt werden: kürzer, weil vorbildgerecht. Das klingt paradox, wird aber durch die Gleisplanbeispiele deutlich.

Das Vorbildgleissystem anzuwenden bedeutet, bei den verschiedenen möglichen Weichen und den daraus abgeleiteten Bogenweichen, sehr frei zu sein. Die Zwänge, die sich aus der Fahrdynamik (dem Einfluß von Radius, Überhöhung und Zeit auf die Geschwindigkeit) und den Regeln zur Planung mit Vorbildweichen ergeben, schränken die Freiheit gleich wieder ein. Aber gerade die Zwänge prägen beim Vorbild die Gleisanlagen.

Im S49-Weichensysten, wie auch in den UIC60- und S54-Weichensystemen, sind die verschiedenen Weichen so aufeinander abgestimmt, daß vieles kombinierbar ist und alle Weichenstraßen aus genormten Weichen und deren Baugruppen (gewissermaßen von der Stange) zusammengesetzt werden. Dies trifft auch für Bogenweichen zu, die immer aus geraden Weichen abgeleitet werden. So liegt es nahe, die Eigenschaften dieser Vorbildgleissysteme auf ein verkürztes Modellgleisystem zu übertragen. Dabei definiert sich der Begriff Modellgleissystem neu:

S21 - das neue Gleissystem mit Geschichte

Die Bezeichnung S21 lehnt sich an die übliche Bezeichnung der wichtigen Schienenformen S49 und S54 an. Damit wird auf die fast gleichen Eigenschaften in verkürzter Form gegenüber den seit Jahrzehnten gebräuchlichen Gleissystemen der deutschen Staatsbahnen Bezug genommen. S21 steht aber auch für das neue 21. Jahrhundert. Das Gleissystem S21 bietet die Freiheiten der echten Gleissysteme, und ist von Epoche 2 bis Epoche 10 (2100?) anwendbar. Wird das Gleissystem S21 in gleicher Weise angewendet, wie die Vorbildweichen, werden mit handelsüblichen Modellweichen Gleisbilder möglich, die mit diesen Weichen bisher nicht machbar waren. S21 weist den Weg hin zu mehr Vorbildtreue.

Aus geeigneten Modellweichen eines Herstellers oder verschiedener Hersteller wird das Gleissystem S21 zusammengestellt. Gegenüber dem Vorbild ergibt sich ein ideales, verkürztes Gleissystem. Die geeigneten Modellweichen stimmen dann im Abzweigwinkel mit der idealen S21-Systemweiche meist überein. Der Radius der Modellweichen weicht jedoch geringfügig von der idealen Systemweiche ab. Im Vergleich zu den Vorbildweichen sind fehlende Modellweichen im Gleissystem zu erkennen. Diese Weichen können bei Bedarf selbst gebaut werden, oder werden aus vorhandenen Weichen zusammengesetzt. Die dazu benötigten Weichenschablonen können mit dem Programm Modellgleis gezeichnet werden. Ideal wäre es, wenn ein Gleishersteller die eine oder andere fehlenden S21-Weiche in sein Programm aufnimmt.

Mit dem neuen Modellgleissystem S21 kann nun in genau gleicher Weise wie beim Vorbild geplant und gebaut werden. Nur eben verkürzt und wohl proportioniert. Weichenstraßen in der Geraden können fast beliebig als Weichenstraßen im Bogen angeordnet werden. Die fahrdynamischen Zwänge können vorbildgerecht vollständig bei der Planung berücksichtigt werden. Die Anordnung der Gleise und Weichen wirkt plausibel. Wo genau die Trennscheibe an den Modellweichen angesetzt werden muß, ist fortan schon bei der Planung erkennbar und kann auch schon bei der Planung verhindert werden.

S21 - Ein neues Gleissystem für alle Spurweiten

Mit verschiedenen Weichen von Tillig, von Roco und von Peco kann für Spur H0 das neue und vorbildorientierte Gleissystem S21 erstellt werden. Die Regelneigung 1:9 beim Vorbild wird auf die Regelneigung 1:5,671 (entspricht 10°) im Modell übertragen. Für Spur 1 kann das 10°-Gleissystem von Hübner als Grundlage genutzt werden, für Spur TT können geeignete Weichen von Tillig und für Spur N geeignete Weichen von Peco und Roco verwendet werden. Für Spur Z könnte ein flacherer Winkel als die 13° der Märklin-Weichen angewendet werden. Für Spur 0 könnte die Regelneigung ebenfalls flacher gewählt werden, damit Puffer an Puffer gefahren werden kann. Für Spur 0 könnten dann Weichen von Hegob als Grundlage genutzt werden.

Das Gleissystem S21 ist somit, wie in echt, von den Herstellern gelöst und steht für sich selbst. Es ist ein offenes System, bei dem jeder Modellbahner selbst entscheidet, ob er S21-Weichen mit gegossenen Kleineisen oder aufgelöteten Schienen selbst baut oder fertige Weichen kauft.

Aber für verschiedene Ansprüche können auch verschiedene S21-Gleissysteme entwickelt werden. Soll etwa bei der kleinsten Weiche ein bestimmter Mindestradius eingehalten werden, oder wird eine andere Regelneigung benötigt? Brauchen Sie Ihr eigenes S21-Gleissystem einschließlich mit der darauf abgestimmten Fahrdynamik? Fragen Sie uns.

Für den Modellbahner, der mit den angebotenen Weichen zufrieden ist, ändert sich mit dem Gleissystem S21 nichts. Für den weiter interessierten Modellbahner können die angebotenen Modellweichen ebenfalls für bestimmte Anwendungen ohne eine Veränderung übernommen werden.

  • Wer mehr will, kann die Lage der letzten durchgehenden Schwellen am Weichenende mit dem Bastelmesser und Trennscheibe verändern, damit Zwischengeraden in den Weichenverbindungen entstehen.
  • Wer noch mehr will, berücksichtigt einfachere fahrdynamische Bedingungen, um ungünstige S-Kurven zu vermeiden oder um den Schattenbahnhof besser und sicherer zu gestalten.
  • Wer noch mehr will, baut eine oder zwei wichtige Weichen selbst. Die passenden Schablonen für diese Weichen werden mit dem Programm Modellgleis gezeichnet.
  • Wer dann noch mehr will, wendet die fahrdynamischen Regeln vollständig an, die genau auf auf das Gleissystem S21 zugeschnitten sind. Die Modellplanung könnte dann im Gedankenspiel dem Eisenbahnbundesamt, samt den Erläuterungen zum Gleissystem S21, zur fahrdynamischen Prüfung vorgelegt werden.
  • Und schließlich kann man die fahrdynamischen Vorgaben der gewählten Epoche anwenden. Vielleicht Epoche 3, oder die Eisenbahn der Gegenwart mit oder ohne Neigetechnik?

Mehr Vorbildtreue mit einem verkürzten Gleissystemen geht durch die Planung nicht mehr.

Im Gleissystem S21 kann jeder so weit gehen, wie er kann und will. Jeder, der mit verkürzten Weichen zufrieden ist, kann auch dieses Gleissystem anwenden.

Die Maßangaben zum Gleissystem S21 können Sie den Weichentabellen entnehmen. Wie immer, alle Rechte vorbehalten. Die private Anwendung ist jedoch erwünscht.

Das Vorbild liefert schon in kleinen Bahnhöfen Beispiele, die mit den handelsüblichen Modellgleissystemen nur schwer oder überhaupt nicht nachgebaut werden könnten:

Willingen

IBW i.U. 49-500-1:12/1:9 (im Ãœbergangsbogen) im Verlauf einer Nebenbahn. Die Zungenvorrichtung der Weiche im Vordergrund (49-300-1:9) liegt bereits auf den Langschwellen der IBW i.U. 49-500-1:12/1:9. Bahnhof Willingen (Upland) im April 2003.

Immenhausen

DKW 49-190-1:9 in Überhöhung, da die Überhöhung aus der ABW 49-500-1:12 im Streckengleis nicht vor der DKW auf 0mm gebracht werden kann. Das Zweiggleis der ABW liegt in Untertiefung (=negative Überhöhung) Bahnhof Immenhausen im Mai 2003.